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Judo-Piraten ohne Chance

Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte wurde am Samstag in der Dieter-Renz Halle gekrönt. Im Bundesligaviertelfinale empfing der JC 66 Bottrop den Zweiten der Süd-Staffel, KSV Esslingen. Mit einem ernüchternden Ergebnis.
Vor allem in der ersten Runde war Trainer Sven Helbing oft ratlos

Ernüchterung machte sich breit bei den Judo-Piraten. Dass es schwer werden würde, gegen Esslingen zu gewinnen, erst Recht nachdem einige Leistungsträger ausgefallen waren, war klar, dass es eine so hohe Niederlage geben würde, damit war nicht unbedingt zu rechnen. Mit 3:10 verloren die Schützlinge von Trainer Sven Helbing gegen den amtierenden Vizemeister. Dabei mussten die Gastgeber auf die Leistungsträger Ephraim Neumann, Matthias Konitz, Robert Mshvidobadze, Matthias Schmunk, Dex Elmont und Kalala Ngoy verzichten. Dennoch wollten sich die Judo-Piraten im letzten Heimkampf der Saison gut verkaufen.

Katastrophenstart in der Dieter-Renz-Halle

In der gut gefüllten Dieter-Renz-Halle standen sich im ersten Kampf Mikos Salminen und Lasse Leitert in der Gewichtsklasse bis 60kg gegenüber. Salminen bestimmte den Kampf in den ersten drei Minuten, konnte aber zunächst keine Wertung erzielen. Leitert versuchte es in der Folge zwar noch einmal für seine Farben die Punkte zu sichern, nach fünf Minuten blieb es aber beim 0:0.

Yassin Grothaus und Niklas Ebert gingen danach in der Gewichtsklasse bis 81kg auf die Tatami. Im Duell der beiden Griffkämpfer konnte der Esslinger Ebert mit einer Waza-Ari-Wertung in Führung gehen. Grothaus versuchte alles, heizte die Stimmung zum ersten Mal auf, kassierte dann aber einen Ippon und unterlag.

Dann standen sich die mehrfachen deutschen Meister Oliver Gussenberg und Boris Trupka in der Gewichtsklasse bis 66kg gegenüber. Nach einem Konter von Trupka konnte Esslingen nach kurzer Kampfzeit den zweiten Ippon verbuchen und somit 2:0 in Führung gehen.

Im vierten Kampf gingen die schweren Jungs auf die Tamati. Danny Meeuvsen für die Gastgeber, und Sven Heinle für Esslingen standen sich gegenüber. Meeuvsen kassierte zwei Strafen wegen vermeintlicher Passivität und geriet mit einem Yuko in Rückstand. In der Folge wurde er offensiver, Heinle kassierte eine Strafe wegen Passivität, brachte seinen Vorsprung aber über die Zeit. 3:0 für Esslingen. Daniel Möller wollte den ersten Punkt für die Bottroper erringen, lag nach wenigen Sekunden aber bereits auf dem Rücken und unterlag nach Ippon gegen Helge Molt in der Gewichtsklasse bis 90kg.

Marcel Gosens stand in der Gewichtsklasse bis 73kg dem deutschen Vizemeister Rene Schneider gegenüber. Nach 25 Sekunden musste Gosens bereits den ersten Waza-Ari hinnehmen. Kurze Zeit später beendete Schneider den Kampf mit Ippon vorzeitig. In der Gewichtsklasse bis 100kg stand Valid Edilov dem Olympiateilnehmer Varlam Lipartaliani, gegenüber. Beide Kämpfer hatten bis 90kg eingewogen, gingen aber eine Gewichtsklasse höher auf die Matte. Gegen den Weltmeister von 2008 und Vizeeuropameister von 2009 verkaufte sich Edilov zunächst gut, kassierte dann aber einen Ippon. 0:6 nach der ersten Runde.

Umstellungen für die zweite Runde

„Das war deutlicher als wir dachten. Unsere Trümpfe haben nicht stechen können“, resümierte Trainer Sven Helbing nach dem ersten Durchgang. Er stellte für die zweite Runde auf allen Positionen um. Stefan Schulze (-60), Daniel Möller(-81), Dominik Gosens (-66), Lars Haarmann (+100), Alexander Bannikov (-90), Oliver Gussenberg (-73) und Danny Meeuvsen (-100) sollten es für die Gastgeber richten. Esslingen stellte ebenfalls um, Lasse Leitert (-60), Tim Roser (-81), Stefen Marlok (-66), Sven Heinle (+100), Michael Pinske (-90), Rene Schneider (-73) und Varlam Liparteliani (-100) gingen für die Gäste auf die Matte.

Die Superleichtgewichte machten auch diesmal den Auftakt, und Schulze kam zwar besser in den Kampf, kassierte dann aber eine Yuko-Wertung gegen sich. Diese konnte Schulze nicht mehr aufholen und musste die Niederlage in Kauf nehmen.

In der Gewichtsklasse bis 66kg bestimmte Daniel Möller die Anfangsphase, sein Gegenüber Tim Roser musste bereits nach etwas mehr als einer Minute eine Strafe wegen Passivität hinnehmen. Möller war es, der die erste Wertung des Tages für die Gastgeber einfahren konnte. Er ging 90 Sekunden vor Schluss mit einem Yuko in Führung, setzte nach und hollte mit einem Ippon zur Begeisterung der Zuschauer den ersten Punkt für die Bottroper. Sollte das die Initialzündung für die Judo-Piraten sein?

Dominik Gosens konnte die Euphorie mit in seinen Kampf nehmen und punktete bereits nach 20 Sekunden mit einem Yuko. Gegen Stefen Marlok diktierte er weiterhin das Geschehen und hatte nach 40 Sekunden einen Waza-Ari auf der Tafel stehen. Nach 90 Sekunden war der Kampf gelaufen. Gosens konnte den Kampf für sich entscheiden und die Bottroper holten den zweiten Punkt in Folge. Bei den schweren Jungs wurde die Euphorie aber bereits nach 15 Sekunden beendet. Lars Haarmann unterlat gegen Sven Heinle nach Ippon.

"Wir waren am Anfang zu beeindruckt"

Die deutsche Nummer eins, Michael Pinske ging danach für Esslingen auf die Tatami. Alexander Bannikov hielt die Bottroper Fahnen in der Klasse bis 90kg hoch. Pinske war es jedoch vorbehalten mit einem Waza-Ari in Führung zu gehen. Für das Verlassen der Matte kassierte Pinske die erste, kurze Zeit später die zweite Verwarnung. Dann gelang Bannikov ein guter Wurf, mit dem er einen Waza-Ari erzielte und somit in Führung gehen konnte. Getragen von den Zuschauern in der Halle dominierte Bannikov weiterhin und punktete mit einem weiteren Waza-Ari. Durch den zweiten konnte er den Kampf vorzeitig durch Shido entscheiden und somit für die erste Überraschung des Abends und den dritten Punkt für Bottrop sorgen. Routinier Oliver Gussenberg kam gegen Rene Schneider nicht so gut in den Kampf und lag bereits nach wenigen Sekunden mit Waza-Ari zurück. Letztendlich konnte Schneider den Kampf vorzeitig durch Ippon entscheiden.

Beim Stand von 3:9 gingen Danny Meeuvsen und Varlam Liparteliani zum letzten Kampf auf die Tatami. Beide Kämpfer bekamen weg Passivität eine Strafe aufgebrummt, kurz danach ging Liparteliani mit einem Waza-Ari in Führung. Eine weitere Strafe kassierte Meeuvsen wegen des Verlassens der Tatami und musste somit auch noch einen Yuko einstecken.  Liparteliani ließ auch in den letzten Sekunden des Kampfes nichts mehr Anbrennen und brachte die Führung nach Hause. Somit siegte Esslingen letztendlich mit 10:3. 

"Wir konnten ein gutes Team stellen, Esslingen war aber einfach besser. Die haben super gekämpft und verdient gewonnen", sagte Helbing nach dem Kampf. Gerade in der ersten Runde müsse sich sein Team an die eigene Nase fassen. "Dort waren wir vielleicht etwas zu beeindruckt von dieser Situation, unser erste Viertelfinale zu kämpfen", so der Coach. Mit der zweiten Runde, und insbesondere mit der Leistung von Daniel Möller war er aber zufrieden. "Daniel stand immer im Schatten von Yassin Grothaus, hat heute aber eine tolle Leistung gebracht. In zwei Wochen wollen wir uns nochmal gut präsentieren und zeigen, dass man so ein deutliches Ergebnis mit uns nicht zwei Mal macht," glaubt er zwar nicht mehr an das Weiterkommen, hofft aber auf einen ausgelicheneren Kampf in Esslingen.

Text: Max Lazar, Fotos: Christian Dziwok

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