Fotostrecke: Rugby unter Wasser
Unterwasserrugby: Trainingsbesuch vor dem Saisonstart
Als Sportfotograf war mir wieder einmal nach einem neuem Motiv. Es galt Gewohnheiten zu brechen und mal etwas Unbekanntes machen. Zu oft hatte ich beim Judo oder Handball das Gleiche abgelichtet - seien es nun Gesichter, Spielszenen, Blickwinkel oder Orte. Also machte ich mich auf und durchstöberte unsere Homepage nach weiteren Sportarten: Fußball schied von vornherein aus. Das ist nicht mein Fall, doch interessante amerikanische Sportarten wie Football sind in Bottrop nichtvertreten. Dann aber fing mich ein Artikel. Es ging um Rugby, genauer um Unterwasserrugby. Ich wusste zwar, dass es so etwas in Bottrop gibt, hatte jedoch keine Ahnung von der Qualität des Teams, noch von der Sportart als solche.
Also suchte ich den Kontakt zum Vereinsvorsitzenden der DUC Bottrop und erhielt prompt eine Einladung zu einem der Spiele. Ausrüstung zusammengesucht, eingepackt und zusätzlich Schwimmsachen mitgenommen. Das könnte gut werden, wenn die Kamera wieder trocken aus dem Wasser kommt. Am Hallenbad angekommen, folgte aber zunächst die Ernüchterung. Kein Empfang. Wo soll ich hin? Wo ist das Team? Einmal umgesehen, meinen Kontakt vom Verein angerufen, nachgehört und dann erfahren, dass das Spiel kurzfristig ausgefallen ist. Auch sowas passiert in der Bundesliga. Es stand nur Training auf dem Programm, aber wo ich doch schon mal da war, konnte ich auch der Übungseinheit einen Besuch abstatten und Fotos machen.
Ich ging zum Becken stellte mich den Spielern vor und wurde direkt zu einer Runde Unterwasserrugby eingeladen. Ein Angebot, dass ich natürlich nicht ausschlagen konnte. Die Kamera im Unterwasserbeutel vorbereitet, gesellte ich mich zum Team ins Wasser, während es sich warm schwamm. Eine Schwimmbrille hatte ich vergessen, doch die lieh mir ein Spieler glücklicherweise bereitwillig. Selbst Flossen und Schnorchel wurden mir angeboten, doch in meiner Unwissenheit lehnte ich ab. Ich bin nur mäßig mit eben jenen vertraut und wollte nicht weiter zur Last fallen.
Tauchen mit Fotoequipment: Eine Herausforderung
Allerdings konnte ich nicht ahnen, wie unglaublich schnell diese Sportart agiert. Mir schwebte ein deutlich gemächlicheres Spiel vor. Schließlich bremst Wasser doch sehr stark die Bewegung ein. Weit gefehlt! Ich war zunehmend froh nur beim Training zu sein, denn ich hatte trotz der verringerten Teamgröße meine liebe Mühe und Not dem Spielgeschehen zu folgen und den Überblick zu behalten. Dazu kamen persönliche Schwierigkeiten wie das Abtauchen, die Höhenregulierung und die eingeschränkte Sicht. Der Beutel für die Kamera fasst zudem ein relativ großes Volumen, hat dabei mit Luft gefüllt viel Auftrieb und schränkte mich zusätzlich beim Schwimmen ein. Die Form ist nicht gerade förderlich für meinen Wasserwiederstand und nimmt mir die Möglichkeit die Hände zum Schwimmen und Tauchen zu benutzen. Ich hätte die Flossen annehmen sollen. Einziger Ausweg war, mich an der Einstiegshilfe, einer Leiter, unter Wasser zu drücken. Damit ergaben sich prinzipiell die folgenden möglichen Perspektiven:
- Von der Wasseroberfläche herunter zu fotografieren
- An der Wasseroberfläche entlang des Horizontes
- Von der Seite mit variabler Höhe, mitunter auf Augenhöhe zum Spielgeschehen, jedoch fixiert an einen von zwei möglichen Orten am Beckenrand im steten Bemühen nicht den Spielern im Weg zu schweben
Zunächst versuchte ich wie am Land üblich durch meinen Sucher zu gucken und gezielt zu fokussieren. Das funktioniert für statische Situationen recht gut im Wasser, besonders für die Perspektiven 1 und 2. Die Schwimmbrille erschwert dies jedoch stark, also nahm ich an der Oberfläche die Brille ab. Für Fotos in weiterer Tiefe verwandte ich die Brille, gab jedoch den Versuch auf durch den Sucher zugucken. Ich bemühte mich den Bildausschnitt zu antizipieren und gab dem Autofokus größtmögliche Freiheit. Dabei nutzte ich zunächst meine Weitwinkeleinstellung (24mm KB) des Standardzooms und später mein Makro (100mm KB). Für mich hat sich klar herausgestellt, es lohnt sich kein Zoomen, die Festbrennweiten reichen aus.
Regelkunde zwischen den Angriffen
Zwischendurch gab es für mich immer wieder Einblicke in das ABC des Unterwasserrugby. Die Spieler erklärten mir einzelne Regeln, Spielzüge und die Aufgabenaufteilung:
- Am Korb darf sich nicht festgehalten werden, um den Ball zu Blocken
- Der Korb darf nur mit dem Körper lose abgeschirmt werden, dabei darf man sich nicht mit der Schulter etc. im Korb verkeilt werden
- Es darf nur der ballführende Spieler attackiert werden und dabei darf die Ausrüstung (Maske, Schnorchel, Flossen und Badezeug) nicht gegriffen werden
- Nur der Ballführende darf den Gegenspieler vom Korb verdrängen
- Es gibt Strafen bei Regelverstößen (ähnlich den Handballstrafen, wie Verwarnungen per Karten und Zeitstrafen)
Die Atmosphäre war während der ganzen Trainingseinheit locker und entspannt, kleinere Späße und Wortgefechte inklusive. Unbegründete Sorgen, ich könnte filmen und „den Unsinn die manche so rauslassen“ aufnehmen wurden frotzelnd mitgeteilt. Nach etwa 60 Minuten waren die Rugbyspieler ermüdet und bauten die Körbe ab. Mein Intermezzo beim UWR, so die internationale Abkürzung für Unterwasserrugby, war damit beendet. Es war eine spannende und lehrreiche Erfahrung.
Text & Fotos: Christian Dziwok