Tor 22: Das Hobby wird zum Beruf
bottrop.sport öffnet Tore: Die Spitzensportler unserer Stadt
Spätestens nach der Beendigung ihrer Schullaufbahn stehen junge Spitzensportler an einem Scheideweg. Sie müssen eine Entscheidung über ihre sportliche und berufliche Zukunft treffen. Denn nur in den wenigstens Fällen verspricht der Spitzensport Verdienstmöglichkeiten, die auch nach der Sportlerkarriere eine finanzielle Unabhängigkeit garantieren. Untersuchungen zeigen sogar, dass nur die wenigsten Athleten (weniger als 5%) in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt mit den Einkünften aus dem Spitzensport zu bestreiten. Die Mehrzahl der Athleten muss einen oftmals steinigen Weg beschreiten, um die Anforderungen einer dualen Karriere von Schule, Studium oder Beruf und Spitzensport unter einen Hut zu bringen. Zu den privilegierten fünf Prozent gehören vor allem die Profifußballer. Naben Maurice Multhaup ist auch Felix Passlack, Fathi Candan und Timo Kunert der Sprung in das Profigeschäft gelungen.
Felix Passlack: Wunderknabe und Führungsfigur
Wer den Namen des gebürtigen Bottropers, der seine fußballerischen Wurzeln beim SV Fortuna hat, in eine Suchmaschine eingibt, dem wird schnell klar, was für ein Talent dem Nachwuchsspieler aus den Reihen von Borussia Dortmund nachgesagt wird. „Wunderknabe“ (WELT), vorbildliche Führungsfigur (FIFA) oder „neuer Götze“ (RAN) heißt es da in Überschriften. Schon unter Jürgen Klopp durfte Felix Passlack im Januar mit den Profis in das Wintertrainingslager nach La Manga (Spanien) reisen. Noch kickt Passlack in der Dortmunder U19, ist aber längst mit einem Vertrag bis 2018 ausgestattet und im September wurde er mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold ausgezeichnet. Überhaupt war das Jahr 2015 für den 17-Jährigen von zahlreichen Höhepunkten geprägt. Der Kapitän der U17-Nationalmannschaft spielte die EM in Bulgarien und die WM in Chile. Mittlerweile hat es Passlack auf 26 Juniorenländerspiele gebracht und wenn man den Experten glauben mag, dann wird das Bottroper Ausnahmetalent irgendwann auch ein Kandidat für Bundestrainer Jogi Löw.
Fathi Candan: Von der Regionalliga in die Süper Lig
Einen ungewöhnlichen Weg nahm die Karriere von Fatih Candan. Der heute 25-Jährige spielte bis zur A-Jugend beim VfR Ebel und damit fernab von den Leistungszentren der Bundesligisten. Dann aber schloss er sich dem Landesligisten TG Essen-West an und seine Torquote weckte schließlich das Interesse von Rot-Weiß Oberhausen. Hier spielte er zunächst in der 2. Mannschaft in der Niederrheinliga, ehe der Bottroper auch in den Kader der Profimannschaft befördert wurde. In der Endphase der Saison 2011/2012 brachte es Candan auf sechs Einsätze und ein Tor in der 3. Liga. Der endgültige Durchbruch gelang ihm schließlich bei Viktoria Köln in der Regionalliga West. Dort machte er in zweieinhalb Jahren mit 40 Toren in 79 Partien auf sich aufmerksam und landete im Januar in der türkischen Süper Lig. Karademi Karabükspor waren die Dienste des Stürmers einen sechsstelligen Eurobetrag wert. Dem Reviersport sagte Candan nach seinem Wechsel in die Türkei: „Ich habe mir einen großen Traum erfüllt.“ Statt nach Kray oder Verl ging es fortan gegen Besiktas und Galatasary. Nach einigen Startschwierigkeiten kam Candan in der Rückrunde auf sechs Einsätze und einen Treffer, konnte den Abstieg in die Zweitklassigkeit aber auch nicht mehr verhindern. Im Sommer stand dann eine Zeit lang eine Rückkehr nach Köln zur Debatte. Medienberichten zu Folge habe sich Candan bei Karabükspor nicht wohl gefühlt. Doch mittlerweile ist sein Team schon wieder auf Platz zwei angekommen und auch Candan kam zuletzt wieder auf Einsatzzeiten. Nicht ausgeschlossen also, dass der Fußballprofi Fatih Candan nochmal in die höchste türkische Spielklasse zurückkehrt.
Timo Kunert: Warten auf die nächste sportliche Herausforderung
Auch Timo Kunert ist Fußballprofi. Aktuell lernt der 28-Jährige allerdings die schwierigen Seiten des Geschäfts kennen. Nachdem er im Sommer seinen Vertrag beim 1. FC Saarbrücken aufgelöst hatte, weil der neue Trainer Falko Götz nicht mehr mit ihm plante, kehrte der Ur-Kirchhellener, der allerdings in Gladbeck geboren wurde, in seine Wohnung im Bottroper Norden zurück. „Ich fühle mich fit und will spielen. Daher kommt es für mich nicht in Frage, meinen Vertrag in Saarbrücken auszusitzen“, erklärte Kunert gegenüber dem Reviersport. Fit hält er sich unter anderem auf dem Trainingsgelände des FC Schalke 04. Dort nahm die Karriere des Jugendnationalspielers (17 Einsätze in der U18, U19 und U20) einst Fahrt auf. Aus der D-Jugend des VfB Kirchhellen wechselte Kunert 1999 zu den Knappen und durchlief dort alle Jugendmannschaft. Nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft mit der A-Jugend wurde er 2006 mit einem Profivertrag ausgestattet und absolvierte am 7. April 2007 seine erste und einzige Bundesligaminute, als er im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach für Mesut Özil eingewechselt wurde. Wenig später startete der Abwehrspieler eine wahre Odyssee, die ihn nach Stationen beim Hamburger SV, den Sportfreunden Lotte und Rot-Weiß Oberhausen sowie dem VfL Osnabrück durch die Regionalliga und die 3. Liga führte, ehe er schließlich beim 1. FC Saarbrücken landete. Im besten Fußballeralter angekommen, wartet Kunert nun auf die nächste sportliche Herausforderung.
Text: Henning Wiegert