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Das Ende der Schinkenjagd

Nach 36 Jahren streicht der VfB Kirchhellen das Traditionsturnier

Jedes Jahr im August blickte der interessierte Tischtennisspieler voller Vorfreude nach Kirchhellen. Schließlich stand das beliebte Schinkenturnier zur Saisonvorbereitung auf dem Programm. Nicht so in diesem Jahr: Erstmals seit 36 Jahren fällt die Jagd auf die Schinken aus. Im Interview spricht Bernd Hülswitt, Abteilungsleiter Tischtennis beim VfB Kirchhellen, über die Hintergründe.

2016 werden keine Siegerschinken mehr vergeben. Foto: VfB Kirchhellen

Im Kalenderjahr 2016 wird es kein Schinkenturnier geben. Dabei gehörte das Turnier zum festen Inventar der jährlichen sportlichen Höhepunkte in Kirchhellen. Wieso bricht man dennoch mit einer solchen Tradition?

Hülswitt: Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, denn eigentlich hat uns die Ausrichtung des dreitägigen Events bis zum Schluss immer großen Spaß gemacht. Das Ende des Turniers ist aber ein schleichender Vorgang, der schon vor vielen Jahren eingesetzt hat. Im Vergleich zu früher hat sich die Meldezahl mehr als halbiert und zuletzt auf einem enttäuschenden Niveau eingependelt. Vor einigen Jahren mussten wir die Jugendlichen streichen, zuletzt auch die Damenkonkurrenz. Es lagen einfach nicht genug Meldungen vor. 

Wo sehen Sie die Gründe für das mangelnde Interesse? Waren die Spieler mit der Durchführung unzufrieden?

Hülswitt: Nein! Das Schinkenturnier genoss einen ausgezeichneten Ruf, weil ein professioneller Turnierablauf und eine familiäre Atmosphäre gleichermaßen großgeschrieben wurden. Aber es gibt – vor allem altersbedingt – immer weniger Aktive, die Turnier um Turnier spielen. Das gilt ganz besonders für die Damen. Diese Erfahrung mussten Kreis- und Stadtmeisterschaften auch schon machen. Für die wenigen Jugendlichen gibt es zudem lukrative Konkurrenzveranstaltungen. Auch Vereine aus der nahen Umgebung ziehen es zunehmend vor, Saisonvorbereitungsspiele gegen Ligakonkurrenten in den eigenen Hallen zu veranstalten, anstatt zum Turnier nach Kirchhellen zu kommen.

Und vor diesem Hintergrund hat sich eine neuerliche Auflage schließlich nicht mehr gelohnt?

Hülswitt: Ganz genau. Wir beginnen mit der Vorbereitung und Sponsorensuche ja schon ein halbes Jahr vorher, wir benötigen die Logistik des Plattentransports zur Loewenfeldhalle, nutzen die Halle über drei Tage bis tief in die Nacht, was nicht nur den Hausmeistern Durchhaltevermögen abverlangt, sondern auch kostenintensiv ist. Dass seit einigen Jahren nun auch wegen der Ranglistenpunkte jedes einzelne Spielergebnis akribisch protokolliert werden muss, ist dabei nur eine Randnotiz. Fakt ist: Man steht von der Turnierleitung bis zum Bulletenverkauf drei Tage parat, hat aber dann nichts zu tun und am Ende bleibt die Kasse leer. Da siegt bei aller Sentimentalität am Ende die Vernunft.

Ist das Aus denn endgültig?

Hülswitt: Wir werden sehen – Turniere können wir ja! Vielleicht gibt es schon bald eine neue Kirchhellener Spezialität, die attraktiv ist, Spaß macht und die innovativ ist. So wie das Schinkenturnier vor 36 Jahren.

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