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Raus mit Applaus!

Der JSV Speyer ist neuer deutscher Meister

Zum ersten Mal wollten die Frauen des JC 66 eine Medaille in einer olympischen Sportart  nach Bottrop holen. Nach einem packenden Duell mit der TSG Backnang blieb dann aber doch wieder nur der fünfte Platz. Der neue deutsche Meister kommt aus Speyer und darf sich zum ersten Mal über den Titel freuen.

"Wer sind wir? Bottrop! Was wollen wir? Siegen!" Foto: C. Dziwok

Der Blick in die Gesichter der Bottroper Judoka verriet es: Auch im fünften Anlauf hat es nicht zur lang ersehnten Medaille gereicht. Beim Bundesligafinale in Mönchengladbach mussten sich die Schützlinge von Coach Christoph Paris im Viertelfinale der TSG Backnang geschlagen geben und belegten erneut nur den fünften Platz. Gegen den späteren Vizemeister unterlagen die Piratinnen mit 5:9.

"Nach den letzten Zeitungsberichten aus Backnang hatten wir uns durchaus Chancen ausgerechnet", sollte Christoph Paris nach dem Kampf zu Protokoll geben, denn mit Birgit Ente (-52 kg), Sappho Coban (-57 kg) und Luise Malzahn (-78 kg) mussten die Baden-Württemberger auf drei Topathleten verzichten. Umso überraschter waren die Bottroper deshalb von der Nominierung der Ukrainerin Iryna Kindzerska, die dem JC 66 im Schwergewicht zwei eingeplante Punkte entreißen konnte. Unter dem Strich war es wohl die Nominierung des "Koloss von Kiew", die den Unterschied machte und den Kampf zu Gunsten von Backnang entschied. Besonders bitter: Tessie Savelkouls verletzte sich in ihrem Kampf gegen Kindzerska am Ellenbogen. Wann die Niederländerin wieder auf der Matte stehen kann, ist noch nicht klar.

Zu viel Respekt nach gelungenem Auftakt

Europameisterin Martyna Trajdos holte zwei Punkte für den JC 66. Foto: C. Dziwok

Dabei lief zunächst alles nach Plan. Schon beim Einmarsch der Mannschaften sorgten die rund 80 mitgereisten Fans für Gänsehautstimmung in der Mönchengladbacher Jahnsporthalle. "Ich musste die ganze Zeit grinsen. Die Einlaufmusik hat man gar nicht gehört", sagte Sina Felske. Und auch während der Kämpfe verwandelten die Bottroper das Dojo in einen Hexenkessel. Den Schwung von der Tribüne nahm das Team gleich mit. Guusje Steenhuis brachte die 66er in Front. In der Folge dominierte aber Backnang und so ging es mit einem 2:5-Rückstand nach dem ersten Durchgang in die Kabine. Lediglich Europameisterin Martyna Trajdos (-70 kg) konnte noch punkten. "Die Mädels hatten ein bisschen zu viel Respekt. In der Pause haben wir ihnen nochmal gesagt, sie können vor allem ihre eigenen Leistungen verbessern. Ich denke, dass hat man im zweiten Durchgang dann auch gesehen", sagte Christoph Paris.

Und die zweite Runde begann wieder mit einem Sieg der Bottroper. Diesmal durch die Niederländerin Karen Stevenson. Saskia Wüst und Hannah Karrasch unterlagen allerdings, und so war der Kampf von Sina Felske schon der Entscheidende. Die Bottroperin brannte gegen Olympiateilnehmerin Romy Tarangul ein echtes Feuerwerk ab. Auch der Fanblock lief noch einmal zur Höchstform auf, peitschte die Bronzemedaillengewinnern der Studenten-Europameisterschaften nach vorne. "Als ich dann knapp in Führung lag, habe ich gesehen 'ach du meine Güte, du musst noch eine Minute kämpfen'. Der Blick in den Fanblock hat mich so motiviert, dass ich nochmal alle Reserven rausgeholt habe", so Sina Felske. Die Minute war dann aber doch zu lang und die erfahrene Romy Tarangul konnte das Duell noch mit Waza-Ari für sich entscheiden.

Standing ovations von der Tribüne

Fanmeister 2015! Foto: C. Dziwok

Der Drops war also gelutscht und der zweite Sieg des Tages durch Martyna Trajdos sowie der kampflose Erfolg durch Julia Rotthoff nur noch Ergebniskosmetik. "Natürlich sind wir jetzt erstmal enttäuscht. Ein paar Kämpfe hätten anders ausgehen können, aber so ist dann halt Judo", fasste Kapitänin Julia Rotthoff den Kampf zusammen. Nach einer schwierigen Saison, die zunächst holprig begann und erst am letzten Kampftag mit dem Erreichen des dritten Platzes in der Hauptrunde ein versöhnliches Ende fand, wusste die 25-Jährige den fünften Platz aber auch gut einzuordnen: "Wenn man hier hinfährt, will man natürlich die Medaille. Nach dem Saisonverlauf können wir aber durchaus mit dem fünften Platz zufrieden sein."

Standing ovations gab es trotzdem. Die Fans aus Bottrop applaudierten ihren Schützlingen, und die wussten sich beim Anhang zu bedanken. Noch am Donnerstag hatten die Piratinnen ein Banner bemalt, dass sie nun in der Halle präsentierten. Bottrop also meisterhaft auf den Rängen, auf der Tatami war der JSV Speyer nicht zu bezwingen. Der Vizemeister aus dem Vorjahr krönte sich nach Siegen über die Südkonkurrenten des JC Wiesbaden und der TSG Backnang erstmalig zum deutschen Meister in der Frauenbundesliga. Mit 9:4 setzten sie sich im Finale durch und durften sich anschließend feiern lassen. Für den JC 66 zumindest der kleine Trost, gegen den späteren Finalisten und neuen Vizemeister ausgeschieden zu sein.

Text: Henning Wiegert

Kampf verpasst? Kein Problem! Hier gibt es das Duell mit der TSG Backnang noch einmal zum Nachlesen in unserem Liveticker.

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